Sachsen bei DAB+ bundesweit Vorreiter - Wann wird UKW abgeschaltet?
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Der Elektronikhersteller Technisat, der in Schöneck im Vogtland Radios produziert, baut auf weiteres Wachstum durch digitalen Empfang per DAB+. Seit Einführung dieses Sendestandards seien rund 16 Millionen Geräte in Deutschland verkauft worden, sagte Geschäftsführer Stefan Kön der Deutschen Presse-Agentur. Und künftig könnten diese Radios eine wichtige Rolle auch bei der Alarmierung der Bevölkerung im Katastrophenfall spielen. Aus Sicht Köns braucht es jedoch endlich einen verbindlichen Termin für die Abschaltung von analogem UKW. Davon verspreche er sich zusätzlichen Auftrieb für die Verbreitung des digitalen Empfangs.
In Sachsen ist eigentlich geplant, UKW Ende 2025 abzuschalten. Doch der Termin wackelt. Ein Entwurf der Regierungskoalition sieht vor, das Datum aus dem Privatrundfunkgesetz zu tilgen. «Durch diese Streichung soll auch weiterhin der Vielfalt an Hörfunkprogrammen im Freistaat Sachsen Rechnung getragen werden», heißt es darin. Das Gesetz soll nun im ersten Halbjahr 2024 geändert werden.
Es gebe gute Argumente für DAB+, erklärte die Staatskanzlei auf dpa-Anfrage. Dazu gehörten eine größere Programmvielfalt, geringere Verbreitungskosten und hohe Empfangsqualität. Doch sei UKW noch immer die am häufigsten genutzte Empfangsart und ein gesetzlich fixierter Abschalttermin würde zu einem Verlust an Reichweite führen, heißt es.
Laut der Untersuchung «Audio Trends 2023» der Landesmedienanstalten ist die UKW-Nutzung in Deutschland auf dem Rückzug. Doch bevorzugt immer noch gut die Hälfte der Bevölkerung diese Empfangsart - vor zehn Jahren waren es noch knapp 80 Prozent. Gut ein Drittel nutzt inzwischen vor allem Digitalradio. Aktuell verfügten 13,3 Millionen Haushalte mindestens über ein DAB+-Radiogerät, heißt es. Sachsen gehört dabei mit Bayern zu den Spitzenreitern - in beiden Freistaaten haben mehr als 40 Prozent der Haushalte schon DAB+. Zudem nutzt jeder Zweite in Deutschland zumindest gelegentlich Radio übers Internet.Seit Anfang der 90er Jahre produziert Technisat im Vogtland. Zum Portfolio gehören derzeit verschiedene Elektronikkomponenten ebenso wie Wallboxen für E-Autos und eben Digitalradios. Bei diesen sei Technisat Marktführer in Deutschland, betonte Kön und verwies auf Branchenzahlen des Marktforschungsinstituts GfK. Demnach verkaufte kein anderes Unternehmen in den ersten neun Monaten dieses Jahres so viele digitale Radiowecker, transportable Radios und Kompaktsysteme in Deutschland wie Technisat. Doch die Geräte aus dem Vogtland werden auch ins Ausland exportiert, etwa nach Frankreich, Italien, Spanien oder Skandinavien, erklärte Kön.
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Technisat hat seinen Sitz in Rheinland-Pfalz, am Standort Schöneck beschäftigt das Unternehmen den Angaben nach rund 80 Mitarbeiter. Zu genauen Verkaufszahlen will sich Kön nicht äußern, ebenso wie zum aktuellen Umsatz und Gewinn. Die letzten öffentlich verfügbaren Zahlen stammen von 2021. Damals wurde der Umsatz mit insgesamt 248,9 Millionen Euro ausgewiesen, der Jahresüberschuss mit knapp 4,4 Millionen Euro.
An Bedeutung könnten Digitalradios laut Kön gewinnen, um Menschen bei Katastrophen zu alarmieren. Bei Mobilfunk bestehe die Gefahr, dass das Netz in so einer Situation überlastet werde und ausfalle. Die Warnfunktionen in Digitalradios befänden sich zwar erst in der Entwicklungsphase, aber erste Geräte mit Basisfunktionen sind laut Technisat bereits am Markt. Das Ziel: Im Katastrophenfall soll nicht nur das laufende Radioprogramm unterbrochen werden, um Warnungen durchzugeben. Vielmehr sollen die Geräte per Fernsteuerung aktiviert werden können, wenn sie sich im Standby-Modus befinden. So könnten Menschen zum Beispiel nachts alarmiert werden.
Quelle: dpa / Sachsen Fernsehen